Sonntag, 3. März 2013

Like the ceiling can't hold us

Sollte ich vielleicht gleich eine Art Warnung voranschicken? Ich habe die leichte Ahnung, dass dieser Eintrag nicht locker flockig wird. Dazu brauche ich auch die deutsche Sprache – mein Englisch scheint für die Schwermut nicht gemacht zu sein.


Sind schon wieder zwei Wochen vergangen? Drei? Es fällt mir schwerer und schwerer die Zeit im Auge zu behalten, da sie einfach viel zu schnell vorbeifliegt. Der März ist da und weil ich es nicht lassen kann mich übers Wetter zu beschweren: wir haben immer noch -6 Grad. 
 

Ich verbringe meine Tage mit Lesen, Schreiben und Sport machen. Zwischendurch ärgere ich mich immer mal darüber, wie teuer frisches Gemüse eigentlich sein kann und schaue mürrisch der Kassiererin entgegen, die mich immer wieder komisch anschaut, wenn ich ihr sage, dass ich mein Erworbenes NICHT in Plastiktüten gepackt haben möchte.



Ich habe den Grund herausgefunden, warum ein Teil unsere Küchendecke mit Pappe ausgedeckt ist: wenn wir im darüberliegenden Bad duschen und Wasser auf den Badboden läuft, sickert es durch die Decke in die Küche. Rätsel gelöst. (Ich versuche nicht darüber nachzudenken, was das über den Zustand der Decke aussagt.)

Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass die Heizung in unserem Haus mich regelmäßig in den Wahnsinn treibt? Die Rohre der Heizung haben die Eigenschaft sich bei Wärme auszuweiten und das führt zu lauten und nervtötenden, nicht rhythmischen Knackgeräuschen. Besonders nachts sehr einschläfernd.


Am 2. März war St. Patrick's Day Parade (http://en.wikipedia.org/wiki/St._Patrick%27s_Day_in_the_United_States). Obwohl der eigentliche St. Patrick's Day erst am 17.03 ist, wird die Parade hier zwei Wochen vorgezogen. Ich glaube, es liegt daran, dass am 17. dann alle Paraden direkt in die größen Städte, wie New York oder Boston, fahren um dort zu marschieren. 
Wie kann man sich das Ganze vorstellen? Es ist eine Mischung aus Fasching und Vatertag. Vormittags wird angefangen zu trinken, gegen 13.00 Uhr begibt man sich dann, schon gut angetüdelt (wahrscheinlich um nicht zu erfrieren), in die Kälte um sich die Parade anzusehen. Die Parade besteht aus kleinen Wägelchen (in denen Menschen sitzen und den Kindern Süßes/Chips zu werfen), Tanztruppen, Musikanten und Feuerwehrmännern in Kilts. Prinzipiell geht es jedoch für die jungen Leute darum, sich zu betrinken. Den Menschen, denen man dann Downtown, also wo sich die Pubs und Bars befinden, begegnet, sind super betrunken und wenn man selber nüchtern ist, kommen einem die vielen grün bemalten Gesichter eher wie Fratzen vor. Verzogene Visagen, Kotze in der Ecke, alles stinkt nach Suff und Pisse. Schnell haben wir das Stadtzentrum wieder verlassen und uns auf den Heimweg gemacht. Parade Day ist definitiv nichts für mich.



Spätestens jetzt bemerkt man als Leser den leicht genervten Unterton, der in diesem Blog-Eintrag mitschwingt. Ja, ich kann es nicht verbergen, muss es sogar mal deutlich sagen: Manchmal nervt mich das Leben hier. Ich vermisse Menschen, die meinen Humor zu schätzen wissen, ich vermisse die lebendige Tanzkultur(!) Leipzigs (wird es wirklich noch bis zum Sommer dauern, bis ich wieder zu elektronischen Klängen tanzen darf?), ich vermisse gutes, gesundes Essen (warum kostet in der Mensa Pizza und Cola 2 Dollar und ein Salat mit ner kleinen Suppe 7? Das grenzt hier schon fast an Diskriminierung.), ich vermisse mein Fahrrad, mein Zimmer und vor allem vermisse ich das Gefühl mich zu Hause zu fühlen (ist das etwa Heimweh, was ich da spüre?).

Ach ja: Ich kann die Kombi aus Sweatpants/Leggings und Uggboots nicht mehr sehen! Get out of my friggin' face und zieh dir mal was über deine Leggings, das sieht so aus, als hättest du deinen Rock vergessen! http://elastamomsexcerpts.files.wordpress.com/2012/12/wheres-pants.jpg?w=500&h=450



Aber, aber... klar ist hier nicht alles so grimm, wie ich es gerade wahrnehme. Gerade erst letzten Sonntag war ich auf meinem ersten Tedx-Event. Wer davon noch nichts gehört hat, der kann sich hier drüber belesen: http://www.ted.com/tedx/events/6498

Ich habe einiges über dunkle Materie, Zombies und künstliche Intelligenz lernen können. Ich fand es faszinierend, dass man durch so ein interessantes Format, viele Menschen für Wissenschaft begeistern kann. Am Ende gabs dann Cookies. Ohne Pferdefleisch.
Ich habe Schwimmen (kleine Sensation: im Bikini!) für mich entdeckt und darf meine Professoren mit Vornamen anreden. Der Metapher-Kurs ist wirklich super interessant und ich freue mich jedesmal mehr auf die Drei-Stunden-Sitzung am Freitagnachmittag.


Ich glaube, so bald die Sonne auch hier mal scheint und die Temperaturen über den Gefrierpunkt klettern, steigt auch meine Stimmung. Aber momentan scheint das alles noch so weit entfernt und unwahrscheinlich, dass es mir manchmal wirklich sehr schwer fällt, mich nicht nach lauen Sommernächten im Leipziger Wald- und Wiesenumland zu sehnen.



Noch drei Wochen und dann kommt Spring Break – 10 Tage Ferien, die ich mit Reisen verbringen werde. Wohin es geht, weiß ich noch nicht genau – aber da die Busse hier überall hin fahren, bleibe ich spontan und schaue, wo es mich hinverschlägt.



So, ich geh jetzt puzzeln.



Ps: und hier mein Beitrag zu 'Wie schön sind die USA':





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